Jagd im ALLGÄU: Landschaft, Struktur und Anzahl der Jägerschaft, Bejagungsformen und gelebte Jagdbräuche


Landschaftliche Rahmenbedingungen für die Jagd Das Allgäu zeichnet sich durch seine alpine und voralpine Topografie aus, die ideale Voraussetzungen für das Jagen schafft. In Höhenlagen von 700 bis über 2.000 Metern entstehen vielfältige Lebensräume für Wildarten. Die bewaldeten Hänge der Allgäuer Alpen sind Heimat kräftiger Gams- und Rotwildbestände, während die tiefer gelegenen Täler besonders für Rehwild optimale Bedingungen bieten. Hochmoore, Felsregionen und ausgedehnte Weideflächen sorgen zusätzlich für jagdliche Abwechslung. Rund um Oberstdorf und Sonthofen gelten die Reviere als besonders wildreich. Struktur und Anzahl der Jägerschaft im Allgäu Im Allgäu sind aktuell rund 8.500 Waidmänner und Waidfrauen aktiv (Stand 2023), was einer Dichte von etwa 1,5 Jägern pro Quadratkilometer entspricht. Die Mehrheit stammt aus der Region selbst und praktiziert die Jagd oft in Familientradition. Der Anteil an Jagdgästen beträgt etwa 20 Prozent – besonders zur Gamsbrunft im Herbst zieht es viele von ihnen in die Berge. Altersmäßig überwiegen Jäger über 50 Jahre, dennoch ist die Altersstruktur insgesamt gut durchmischt. Eigenheiten der Jagd im Allgäu Die Jagd in alpinem Gelände erfordert besondere Voraussetzungen – körperliche Fitness, Geländeerfahrung und bergspezifisches Wissen sind essenziell. Die Bejagung von Gams und Steinwild in steilen Lagen ist anspruchsvoll und verlangt Präzision und Geduld. Auch bei der Rotwildbewirtschaftung in den Bergwäldern ist Zusammenarbeit über Reviergrenzen hinweg notwendig. Einzigartige Jagderlebnisse bieten sich bei der Bejagung von Auer- und Birkwild in höhergelegenen Regionen, die spezielles Fachwissen voraussetzen. Bejagungsformen und Wildarten im Allgäu Die am häufigsten praktizierten Jagdarten sind die Pirsch und der Ansitz. Zum jagdbaren Wild gehören insbesondere Gams (ca. 6.000 Stück), Rotwild (ca. 4.500 Stück), Rehwild sowie Steinwild in festgelegten Gebieten. Das Auer- und Birkwild kommt in bestimmten Hochlagen vor. Die Zahl der Wildschweine nimmt in den Tallagen zu, während Niederwildarten wie Feldhase und Fasan in geringerer Dichte vorkommen. Jagdzeiten und Schonzeiten Die im Allgäu gültigen Jagdzeiten basieren auf dem bayerischen Jagdgesetz. Gamswild darf vom 1. August bis 15. Dezember bejagt werden, Rotwild zwischen dem 1. August und dem 15. Januar, Rehwild bereits ab dem 1. Mai bis Mitte Januar. Für Steinwild gilt eine kürzere Zeitspanne zwischen dem 1. September und dem 31. Oktober. Auerhahn darf vom 1. Oktober bis Ende November bejagt werden. Organisationen und Gemeinschaften der Jäger Im Allgäu ist der Bayerische Jagdverband (BJV) die zentrale Organisation, vertreten durch die regionalen Kreisgruppen. Lokale Zusammenschlüsse wie die Allgäuer Jägervereinigung und der Gamsjägerverband pflegen das jagdliche Brauchtum. Die Kooperation mit den Bayerischen Staatsforsten sowie den Alpgenossenschaften ist für viele Reviere unerlässlich. Jagdvorschriften und rechtliche Rahmenbedingungen Neben dem bundesweit gültigen Jagdrecht gelten in Bayern zusätzliche Bestimmungen. In den Bergregionen liegt die Mindestgröße eines Reviers bei 300 Hektar. Für Schalenwild bestehen verbindliche Abschusspläne. In staatlichen Jagdgebieten ist der Einsatz bleifreier Munition verpflichtend. Für Nationalparks und deren Randzonen gibt es spezielle Auflagen. Zudem gelten für Gams- und Steinwild bestimmte Alters- und Trophäenvorgaben. Jagdtraditionen im Allgäu Im Allgäu ist die Jagd tief in der Kultur verwurzelt. Überlieferte Bräuche wie der sogenannte Gamsbockrutsch oder Alphornblasen zur Brunftzeit werden gepflegt. Auch die jährlich stattfindenden Hubertusjagden im November zählen zu den kulturellen Höhepunkten des Jagdjahres. Besonders einzigartig sind die sogenannten Sennalmjagden, bei denen die alpine Landwirtschaft und das Waidwerk miteinander verbunden werden. Wissenswertes rund um das Jagen im Allgäu Das Allgäu beherbergt die größte Population von Gamswild in Deutschland. Die Region war ein Vorreiter bei der Einführung von Altersklassenmodellen für die Gamsbejagung. Auch die traditionellen Jagdhütten in Holzbauweise sind ein markantes Merkmal. Die Gamsbockversteigerung zieht alljährlich Interessenten aus ganz Europa an. Die Steinwildjagd ist stark reglementiert und wird nur unter strengen Auflagen durchgeführt.

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